Welche Zukunft haben Dörfer im Zeitalter der Städte? Welche Perspektiven und Potenziale kann der ländliche Raum noch bieten, wenn immer mehr Menschen vom Land in die Metropolen ziehen? Und könnte eine positiv gewendete „Gentrifizierung“ dabei helfen, Dörfer neu zu beleben? Warum es sich in unserer urbanisierten Welt lohnt, auch die Dörfer als Lebensraum aufrechtzuerhalten, davon erzählt dieses Buch.
DORF MACHEN Improvisationen zur sozialen Wiederbelebung
Ton Matton (Hg.) JOVIS Verlag 224 Seiten mit ca. 260 farb. Abb. Deutsch ISBN 978-3-86859-469-0 03.2017 Mit Beiträgen von Michael Obrist (feld72), Philipp Oswalt, Elise Broeks und Bernadette La Hengst
Pressestimmen: Ein Hoch aufs Dorf: Die Zeit 2017 / 10
Auszug aus dem *Theoriekurs Leben auf dem Lande: Freilandmensch werden (Elise Broeks)
Vielen Stadtbewohnern fehlt das Selbstvertrauen, auf dem Land zu leben. Obwohl es gute Gründe dafür gibt: mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in überfüllten Großstädten und leidet unter überhöhten Mietpreisen und Luftbelastung – vor allem durch CO2, Ruß oder Benzol. Der Theoriekurs „Leben auf dem Lande“ bietet Stadtbewohnern, die sich ein Freilandleben wünschen, eine attraktive, neo-romantische Einführung ins Landleben. Das Ziel ist, Dorf-Ängste zu unterbinden und mit einer theoretischen Vorbereitung den Einstieg ins Landleben zu erleichtern. Der Kurs ist geprägt von einer Willkommenskultur und wurde beeinflusst von erfahrenen Dorfbewohnern. Für diesen mentalen Aufbaukurs gelten keine Mindestanforderungen.
Bodenwerte_2: Ohne Gnuwanderung, mit Schnecken
Jeder, der mal auf Brennnesseln oder ähnlich Hartnäckiges eingehackt hat, weiß, dass Land nicht so leicht zu bearbeiten ist. Und sicher ist es nicht leicht, zur Ernte von Essbarem zu kommen. Wer eine Utopie wie Thoreaus Walden (1854) kritisch liest, weiß, dass aus seinen Kartoffeln, Kürbissen und Wassermelonen nichts wurde. So wie auch heutige Gartenanfänger es schwer haben: Ihr Enthusiasmus führt nicht selten dazu, dass zu viele Pflanzen auf engem Raum ums Überleben kämpfen. Schnecken werden begeistert begrüßt und auf der Schnecken-Infokarte des Naturschutzbundes aufgezeichnet, anstatt sofort weit abtransportiert zu werden. Und während der Gartenfreak gerade interessante Blogs über exotische alte Gemüsesorten liest, vertrocknet der Reality-Salat.
Vielleicht ist es tatsächlich leichter, in der Stadt Pfandflaschen zu ernten, als auf dem Land Salat anzubauen.
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